Ein weiteres Großprojekt steht jetzt wohl vor dem Aus: Über elf Jahre nach ihrer offiziellen Einführung könnte die elektronische Gesundheitskarte (eGK) de facto vor dem Aus stehen.
Der Chef der AOK Bayern, Helmut Platzer, sagte dazu, es sei “unsicherer denn je, wann die Gesundheitskarte die in sie gesetzten Erwartungen erfüllt”.
Außerdem berichten hochrangige Mitarbeiter von Ärzteverbänden und gesetzlichen Krankenkassen, in der Bundesregierung gebe es Pläne, die eGK nach der Bundestagswahl im nächsten Monat für gescheitert zu erklären.
Fast zwei Milliarden Euro ins Plastik gesetzt
Dann bliebe die Plastikkarte nur noch ein abenteuerlich teurer Versicherungsnachweis, hört man aus der Umgebung der Krankenkassen. Die eGK hat nach Berechnungen des Dachverbandes der Innungskrankenkassen bis jetzt 1,7 Milliarden Euro an Kosten verursacht.
Sicherheitsprobleme und Widerstand aus der Ärzteschaft haben die volle Nutzung so lange verhindert, dass die Zukunftsfähigkeit der Karte inzwischen bezweifelt wird.
“Wenn man mit Fachleuten redet, hört man, das sei eine Technik, die eigentlich schon überholt sei”, sagte der Vorstandschef der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns, Wolfgang Krombholz, dazu. Die Verbände der Ärzte, Krankenkassen, Kliniken und Apotheker haben über die Trägergesellschaft Gematik den gesetzlichen Auftrag, die eGK auf den Weg zu bringen.
Alle streiten sich darum, wer das Chaos verursacht hat – Erinnerungen an den Berliner Flughafen werden wach, der auch Milliarden gekostet hat, noch nie in Betrieb war und im Grunde schon zu klein für das erwartete Verkehrsaufkommen ist.
Dabei haben besonders die Ärzte Sorgen, dass nach der Wahl jede Kasse ihr eigenes Süppchen kocht und ein anderes System aufbaut…