Eine kleine Nachricht erregte heute mein Interesse und wenn man so an und um die vierzig ist, beschäftigt man sich sicherlich so hin und wieder mit der Zukunft, bzw. mit seinem Testament. Im realen Leben ist das sicherlich öfter der Fall, aber was passiert mit meinem Onlineleben nach meinem Ableben?
Für das reale Leben hat man im Idealfall ein ordentliches Testament beim Notar hinterlegt aber für das digitale Leben? Da gibt es Accounts bei Twitter, Facebook, beim Emailprovider, beim Webhoster, bei sozialen Communities wie wer-kennt-wen und.. und.. und… und ganz ehrlich….außer mir kennt niemand die Zugangsdaten. Ist ja auch richtig, wenn man mit beiden Beinen fest im Leben steht und aktiv daran teilnimmt.
Aber was, wenn man plötzlich und unerwartet aus dem Leben abberufen wird? Ein Unfall oder ähnliches, denn dann kann ich selber ja nicht mehr reagieren und all meine Profile und Accounts dümpeln da im Netz rum, werden nicht mehr gepflegt und veralten.
Im Idealfall hat man eventuell einen digitalen Personalausweis auf dem Rechner gespeichert wo alle Zugänge und Passwörter hinterlegt sind, der jederzeit abgerufen werden kann von der Person seines Vertrauens, aber die Regel ist das sicherlich nicht.
Hier greifen jetzt verstärkt Portale ein, die sich genau mit dieser Problematik beschäftigen. Zu Lebzeiten kann man hier Accounts einrichten und bestimmen, was mit seinen Profilen im Netz geschehen soll. Sogar Emailnachrichten über den eigenen Tod kann man im Vorfeld einrichten, wobei mir das zu makaber wäre. Man bestimmt eine Person seines Vertrauens, die dann im Todesfall mit samt Sterbeurkunde dieses Portal anspricht und so werden dann Profile nach vorher festgelegten Fristen gelöscht.
Die Eingangsnachricht, über die ich gestolpert bin, wies mich darauf hin, das es ein Portal in Schweden gibt, die sich mit digitalen Nachlässen beschäftigt und so ging ich auf die Suche nach weiteren Portalen dieser Art und davon gibt es gar nicht so wenige.
www.idivus.com ist ein deutsches Start-Up-Unternehmen aus 2009 mit deutscher Plattform und kommt im Netz sehr souverän rüber. Vier wöchige kostenlose Testphase, danach 1,50 Euro monatlich für ein Jahr, kündbar drei Monate vor Ablauf.
www.mywebbwill.se ist ein schwedisches Start-Up mit schwedischer und englischer Plattform
www.deathswitch.com gleiche Idee, englische Plattform
https://www.slightlymorbid.com ebenfalls die gleiche Idee, englischsprachige Plattform
Wie gehen eigentlich die die sozialen Netzwerke selber mit einer Todesnachricht um? Was, wenn mein Mann dort Kontakt aufnimmt und versucht ohne solch eine Plattform mein Profil zu löschen?.
Hier gehen die deutschen Unternehmen ganz unterschiedlich vor. Gegen Vorlage eines Erbscheins gewähren „gmx.de“, ebenso „wer-kennt-wen.de“ und auch „web.de“ Zugang zu den Konten.
„MyVZ“, „StudyVZ“ und auch „SchülerVZ“ klären mit den Angehörigen ob das Profil gelöscht werden soll, oder noch eine Zeit lang zum Abschied nehmen geöffnet bleiben soll. Ebenso „Facebook“. Yahoo ist da etwas vorsichtiger, löscht zwar die Profile, gewährt aber keinen Zutritt zu gespeicherten Daten.
Wenn man darüber nachdenkt, dann kommen schon so einige Dutzend Zugänge die man so im Netz hat zusammen, denn überall wo man sich im Netz bewegt, muss vorher eine Registrierung vorgenommen werden, egal ob ich einkaufe wie bei Amazon, Ebay, Otto etc. oder ob ich Kontakte nutze wie bei ICQ, MSN etc. oder mich in sozialen Netzwerken bewege wie z.B. Facebook, wer-kennt-wen, biker.de, single.de, Xing etc. Vielleicht ist es wirklich an der Zeit, dass sich Portale wie die o.a. so langsam aber sicher um den digitalen Nachlass kümmern, auch wenn es sich morbide anhört und sicherlich abschreckend wirkt.
Die Portale sind von der Struktur und den Kosten sehr unterschiedlich und letztlich muss man sich genau wie mit dem notariellen Testament selber und frühzeitig entscheiden was mit seinem Nachlass geschehen soll.
Vielen Usern ist es sicherlich angenehmer ein Unternehmen zu beauftragen welches ich zu Lebzeiten darüber informieren kann wer Zugang bekommt und was mit meinen Daten geschehen soll, als seinen Liebsten im letzten schriftlichen Willen eine Liste beizulegen mit Zugängen und Accounts die dann noch gelöscht, durchstöbert oder aufbereitet werden sollen. Das wäre für mich so richtig makaber.
Hier einige Artikel die ich im Netz zu diesem Thema gefunden habe:
http://www.news.de/medien/794739949/wer-tot-ist-twittert-nicht/1/
http://berlin.business-on.de/das-online-leben-nach-dem-tod-marco-hamburger-im-interview_id12131.html
http://www.taz.de/1/leben/internet/artikel/1/aus-die-maus-2/
Einen gegensätzlichen Service betreibt die Seite www.emorial.de , denn hier soll virtuell an die Toten gedacht werden und wie immer wird mir klar: es gibt nichts im Netz, was es nicht gibt.