Eine kurze Internetnachricht hat mein Interesse geweckt. Eine Erweiterung für OpenOffice, die ein Team der Katholischen Uni Leuven in Belgien erstellt hat, macht es nun möglich, Dokumente auf Braille-Druckern auszugeben. Die Erweiterung speichert den Inhalt, die Formatierung und grundlegende Formatierungsoptionen und somit wird der Workflow von Braille-Dolkumenten vereinfacht. Nun ist mir der Begriff „Braille“ geläufig aufgrund einer Reportage über blinde und schwerst sehbehinderte Menschen die ich vor einigen Monaten gesehen habe. Es handelt sich also um Dokumente die für sehbehinderte und blinde Menschen in der Punktschrift (Blindenschrift) ausgedruckt werden können und das eben jetzt über OpenOffice und ohne irgendwelche Spezialprogramme nutzen zu müssen.
Toll dachte ich und schon hatte mich das Thema gepackt. Blind im Internet unterwegs zu sein, nein, das konnte ich mir nicht vorstellen. Wie soll das gehen? Eigentlich ist es sogar recht einfach, denn es gibt Computerstimmen die die Webseiten vorlesen und auch Geräte die an den Rechner angeschlossen werden können um Texte für blinde und sehbehinderte Menschen sichtbar zu machen. Sehbehinderten steht oftmals die Option zur Verfügung den Blindschirm um bis zu der neunfachen Größe des normalen Bildschirms vergrößern zu können, was sichtlich den sehbehinderten helfen kann. Nur was machen gänzlich blinde Menschen?
Im normalen Alltag hat sich Blindenschrift etabliert, die im Jahre 1825 von Louis Braille erfunden wurde. Sie besteht aus maximal 6 Punkten. Buchstaben, Zahlen und Satzzeichen entsprechen einer Kombination dieser Punkte. Eine einfache Erklärung hierzu ist die Vorstellung eines leeren Eierkartons den man mit sechs Eiern füllen kann. Zwei nebeneinander und drei untereinander und die Kombination aus vollen, halbgefüllten und leeren Eierkartonfeldern ergibt die Blindenschrift die sich immer erhaben darstellt, nämlich wie ein umgedrehter Eierkarton. Nun ist die Blindenschrift selbstverständlich zur Nutzung für das Internet gänzlich ungeeignet. Es gibt zwar Bücher und Zeitschriften im Internet in Blindenschrift, die mussen aber bestellt, heruntergeladen und gedruckt werden um diese dann mit den Händen zu erlesen.
Heute gibt es „Bildschirmleser“, oder auf englisch: „Screenreader“. Einfache Zusatzprogramme die installiert werden und dem blinden Menschen die Inhalte der Seiten vorlesen und mit ca. 1000 Euro Anschaffungspreis auch recht preisgünstig sind. So weit so gut, was aber wenn ich als blinder Mensch kommunizieren möchte, in Netzwerken oder ich möchte eine Email schreiben? Auch hier kommen die Screenreader zum Einsatz der mir die Emails vorlesen kann. Hier habe ich die Möglichkeit mit den Pfeiltasten einzelne Punkte anzusteuern oder mich im Posteingang zu bewegen. Es steuert sich weitestgehend über Kurzbefehle, so also auch das beantworten oder erstellen von Emails. Spezielle Tastaturen mit Punkten stehen dem blinden Menschen zur Verfügung. Das kennt jeder nichtblinde Mensch auch von seiner heimischen Tastatur, denn auf den Tasten „F“ und „J“ befinden sich Punkte oder Striche um die Finger in die Grundstellung für das „Zahnfingerschreiben“ zu plazieren. In Verbindung mit der sogenannten „Baillezeile“, einem Zusatzgerät welches an den Computer angeschlossen wird, dem Sreenreader und der Sprachausgabe ist der blinde Mensch also in der Lage zu lesen und zu kommunizieren. Die Braillezeile kann bis zu 10000 Euro kosten. Blindenschrift kennt jeder von uns von Medikamentenverpackungen, denn auf jeder Verpackung ist der Name des Medikamentes in Blindenschrift aufgedruckt. Wer sich einmal anhören möchte, wie sich ein „Screenreader“ anhört, der kann das gerne tun. Sehr gewöhnungsbedürftig, aber mit ein bischen Übung kann auch ein sehender Mensch diese Computerstimme verstehen. Weitergehende Informationen zum Thema „Blind im Internet“ bietet eine Homepage von Matthias-Haenel die sich zusätzlich noch mit der Nutzung des Handy`s und auch Bankingsoftware beschäftigt.