Es ist nicht wirklich neu und man kennt die Diskussionen von Bewertungsportalen für Lehrer oder Ärzte und auch von den Wohnsitzen von Sexualstraftätern – der Pranger im Internet wird immer mehr gesellschaftsfähig. Man gönnt sich ja sonst Nichts. Und der blöden Lehrerin, die mit der Fahrt in den Urlaub zwei Tage vor dem Ferienbeginn nicht einverstanden war oder dem Arzt, der nicht das vom Guru empfohlene Heilmittel, sondern einfach nur Aspirin aufgeschrieben hat, denen zeigen wir es jetzt!
Manchen hat es schon verwundert, wie weit die Gerichte hier mitgehen. Wenn es aber nicht um einzelne Personen geht, die angeprangert werden (und das häufig sehr unqualifiziert), sondern um die Produkte einer finanzkräftigen Lebensmittelindustrie, kann sowas ganz anders ausgehen. Denn die Herrschaften haben ganz andere Mittel als eine ältere Lehrerin, die bei spickmich.de schlecht bewertet wird.
Das aktuell liebste Kind der Bundesministerin Aigner kommt in den letzten Tagen immer mehr unter Druck. Selbst vom Koalitionspartner FDP hört man Worte wie “mittelalterlich”, “politische Steuerung des Konsums” und ähnliche Formulierungen. Die Lebensmittel-Lobby hat schon zum Angriff geblasen.
Allerdings gab es gestern Unterstützung ausgerechnet aus der Opposition: Die verbraucherpolitische Sprecherin der SPD, Frau Elvira Drobinski-Weiß hat erkannt, dass in den Verpackungen oft nicht steckt, was sie suggerieren…