Es hat sich etwas geändert in der offiziellen Betrachtung der Geschehnisse um Julian Assange, den Gründer von Wikileaks. Selbst das eher konservative 2. Deutsche Fernsehen weist jetzt auf Ungereimtheiten im Zusammenhang mit den Ermittlungen und dem Haftbefehl aus Schweden hin und bezeichnet die Aktivitäten der USA als Versuch, die freie Meinungsäußerung zu unterdrücken.
Nach dem erneuten Einspruch der schwedischen Staatsanwaltschaft musste Assange, der eigentlich am Dienstag gegen strenge Auflagen wie tägliche Meldung bei der Polizei, elektronische Fußfessel und astronomische Kautionssumme von 240.000 € aus der Haft entlassen werden sollte, wieder zurück ins englische Gefängnis.
In den USA wurde nach einer Meldung des Wall Street Journal der Zugriff auf Internetseiten, auf denen man die von Wikileaks veröffentlichten und inzwischen auf weit über 1.000 Servern gespiegelten US-Diplomatendokumente abrufen kann, von der Luftwaffe gesperrt. Ruft man so eine Seite von einem Air Force-Computer aus auf, erhält man die Meldung: “Zugriff nicht erlaubt. Der Zugriff auf das Internet wird aufgezeichnet und überwacht.
Betroffen davon sind zum Beispiel der “Spiegel”, die “New York Times” und viele andere Zeitschriften. So langsam dämmert es auch den konservativsten und USA-freundlichsten Medienleuten, dass es hier um die Freiheit geht, die Wahrheit auch sagen, schreiben oder online stellen zu dürfen, ohne dafür verfolgt zu werden.
Wenn es eine unschöne Wahrheit ist, mit der die Verantwortlichen nicht gerne konfrontiert werden möchten, müssen sie sich ein anderes Verhalten angewöhnen – der Versuch, mit Nötigung und Erpressung von Finanzdienstleistern, Unterdrückung von Internetseiten und Einforderung von Gehorsam bei den “Partnern” der USA ist schon jetzt absehbar gründlich daneben gegangen.