Morgens stundenlang zur Arbeit pendeln, in der Mittagspause schnell das Essen in der Kantine herunter schlingen und dann dem Feierabend entgegen fiebern: In vielen Köpfen ist dieses Klischee in Bezug auf eine Anstellung in einem großen Unternehmen fest verankert und in Einzelfällen mag es auch durchaus mit der Realität übereinstimmen. Fest steht aber auch: Immer mehr Firmen sorgen sich um die Gesundheit und das Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter und bieten ihnen daher ein abwechslungsreiches und firmeninternes Freizeitprogramm. Statt nach acht Stunden Arbeit so schnell wie möglich das Weite zu suchen, sollen die Angestellten so dazu animiert werden, auch nach Feierabend noch Zeit in der Firma zu verbringen. Welche Chancen bietet ein solches Freizeitprogramm für Unternehmen und Mitarbeiter und was gilt es zu beachten?

Die Bindung an die Firma steigern

Früher machte man seine Ausbildung in dem Betrieb, in dem man im besten Fall dann auch bis zur Rente arbeitete. Ein häufiger Wechsel des Arbeitsplatzes stand für die meisten Menschen außer Frage. Heute hingegen ist der Arbeitsmarkt schnelllebiger und erfordert ein größeres Maß an Flexibilität und Dynamik. Die wenigsten Unternehmen beschäftigen ihre Mitarbeiter von der Ausbildung bis zur Rente, unter anderem auch, weil das von den Angestellten gar nicht mehr gewünscht ist. Nach ein paar Jahren in einer Firma möchte man vielleicht etwas Neues ausprobieren, einen Blick über den Tellerrand werfen, sich neuen Herausforderungen stellen. Nicht selten können auch die Aussicht auf ein höheres Gehalt oder die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf eine wesentliche Rolle beim Wechsel des Arbeitsplatzes spielen.

Für Unternehmen kann eine hohe Fluktuation bei den Mitarbeitern von Nachteil sein, nicht nur, weil Fachkräfte immer schwieriger zu finden sind. Neue Mitarbeiter müssen außerdem eingearbeitet werden und sich in das Unternehmen einfinden, sodass man von ihnen in den ersten Monaten noch keine Höchstleistungen erwarten kann. Umso wichtiger ist es daher, die Bindung an das Unternehmen zu stärken, damit sich Angestellte gar nicht erst nach neuen beruflichen Perspektiven umschauen. In diesem Zusammenhang spielt das Geld nicht immer die größte Rolle: In Zeiten von Überlastung und einer zunehmend verdichteten Arbeitswelt wird für viele Angestellte eine ausgewogene Balance aus Arbeit und Freizeit immer wichtiger. Nur: Wie soll man noch Zeit für einen Sportkurs oder ein sonstiges Hobby finden, wenn man nach acht Stunden Arbeit noch eine Stunde nach Hause pendelt? Nicht selten ist dann auch die Motivation, noch etwas zu unternehmen, recht gering. Viele Firmen sind deshalb dazu übergegangen, ihren Mitarbeitern nach Feierabend oder auch in der Mittagspause ein abwechslungsreiches Freizeitangebot zur Verfügung zu stellen, sodass Sport und Co. direkt im Unternehmen gemacht werden können. Die Hoffnung: Dadurch sollen die Bindung der Mitarbeiter an das Unternehmen gesteigert und die Arbeitszufriedenheit und somit auch die Leistungsbereitschaft erhöht werden.

Mit den Kollegen Sport machen oder singen

Ob Yoga in der Mittagspause, Fußball nach Feierabend, ein gemeinsamer Kochkurs oder Musizieren in Chor und Orchester: Gerade große Unternehmen bieten ihren Mitarbeitern heute oft ein vielfältiges Freizeitprogramm, mit dem sich der Feierabend gut in der Firma verbringen lässt. Nach einem anstrengenden Arbeitstag kann man hier abschalten, Stress abbauen und nebenbei die Kollegen besser kennenlernen. Davon kann auch das tägliche Miteinander im Arbeitsalltag profitieren: Lernt man sich auch auf persönlicher, menschlicher Ebene kennen, kann das Vertrauen schaffen und die Arbeit reibungsloser ablaufen lassen. Und nicht nur das: Auch finanziell ist das firmeneigene Freizeitprogramm von Vorteil, schließlich spart man sich so die Kosten für den Sportverein oder einen Volkshochschulkurs. Manche Krankenkassen bezuschussen Sport- oder Gesundheitskurse sogar, allerdings muss man dann einen entsprechenden Nachweis erbringen. Teilweise ist es auch möglich, das eigene Bewegungsverhalten mittels intelligenter Kleidung und Geräte und wie Fitness-Trackern oder Jacken mit MP3-Player zu belegen.

Freizeit in der Firma: Was sollte man beachten?

Eines sollte man sich bei allem Ausgleich zum Arbeitsalltag beim firmeneigenen Freizeitprogramm stets bewusst machen: Man befindet sich noch in der Firma. Ganz so locker und ungezwungen wie im Privatleben sollte man sich daher nicht verhalten und auch in Sachen Kleidung gilt es, Stil zu beweisen. Konkret heißt das: Zum Firmensport sollte man weder im XXL-Schlabbershirt noch im knappen Outfit aus Top und extrakurzen Shorts erscheinen. Funktionskleidung aus atmungsaktiven Materialien ist perfekt, um sich ein sportliches Outfit zusammenzustellen. Insbesondere, wenn das Sportprogramm in der Mittagspause stattfindet, sollte man sich Wechselkleidung, ein Handtuch und etwas zum Frischmachen (Reinigungstücher, Deo) mitnehmen.  Zum Kochkurs empfehlen sich eine modische Schürze und ggf. Kleidung, die ruhig schmutzig werden kann, ebenso wie flache und bequeme Schuhe. Zum Musizieren kann man problemlos im Büro Outfit erscheinen.

Was bei der Kleidung gilt, trifft natürlich auch auf das Verhalten zu: Auch, wenn man nach dem  Kurs noch bei einem Getränk zusammensitzt, sollte man sich nicht gehen lassen und seriös bleiben. Das bedeutet, dass man weder ein Bier nach dem anderen kippt, noch über andere Kollegen herziehen oder lästern sollte. Man sollte sich klar machen, dass man die anderen am nächsten Tag im Büro wiedertrifft und sich dann nicht in Grund und Boden schämen möchte.