Der „Vater des Internet“ Tim Berners-Lee ist nicht mehr glücklich damit, was aus seiner Erfindung, dem WWW, gemacht wurde. Er sieht das Netz inzwischen an einem kritischen Punkt. “Das Web hat sich in einen Motor der Ungleichheit und Spaltung entwickelt”, sagt Berners-Lee und kritisiert diese Entwicklung. Er hält aber eine Wende zum Besseren durchaus für möglich, lässt deshalb seine Aufgaben beim W3C und bei der MIT-Hochschule ruhen und hat zusammen mit Partnern jetzt das Unternehmen Inrupt gegründet.
Nutzern die Kontrolle ihrer Daten zurückgeben
Inrupts neu entwickelte Plattform Solid, die aus einem MIT-Forschungsprojekt hervorgegangen ist, soll uns allen die vollständige Kontrolle über unsere Daten zurückgeben.
Er erläutert „Kontrolle“ mit: “die Wahl, wo die Daten gespeichert werden, welche Personen und Gruppen auf einzelne Elemente zugreifen können und welche Apps man benutzt”.
Das Internet den Konzernen entreißen? Ist schon wieder April?
Es klingt hoffnungsvoll und auch vielversprechend, wenn der Netzpapa davon fabuliert, „das Internet den Konzernen zu entreißen“.
Dies Versprechen von Tim Berners-Lee kann aber wohl kaum gehalten werden, denn der Durchschnittsuser von Facebook oder WhatsApp kapiert das System noch viel weniger als eine einfache E-Mail Verschlüsselung – und selbst die kriegt der Standarduser in aller Regel nicht konfiguriert.
Ein „Facebook für Arme“?
Aber auch IT- und Wirtschafts-Fachleute, die sich fragen, wie man ausgerechnet mit einer JavaScript-Plattform die Sicherheit erhöhen will (dann kann man JavaScript ja auch nicht mehr aus Sicherheitsgründen abschalten) haben Schwierigkeiten, den Ansatz des Konzepts überhaupt zu verstehen.
Wie Inrupt als eine Art „Facebook für Arme” den Konzernen nun das Internet „entreißen“ will, ist auch für echte Kenner der Materie absolut nicht nachvollziehbar. Der „neue Ansatz“ bleibt auch Insidern komplett verborgen.
Alles mit Werbung zukleistern?
Aber wenn Berners-Lee eine Firma gründet, bei der es alles für umme (umsonst) gibt und die auch keine Daten ihrer Kunden und Nutzer an Wirtschaft und Geheimdienste verkauft, muss man sich schon fragen, wovon dieses Unternehmen denn seine Kosten decken möchte.
Ob der Ex-Internetpionier dann alles mit Werbung zukleistern möchte, um den Laden über Wasser zu halten, hat er leider nicht gesagt. Deshalb sehen Sachkundige dahinter nur noch eines: