Im Mai 2016 reagierte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Telekom, Timotheus Höttges, in einer Telefonkonferenz mit Journalisten noch verärgert auf die Aufforderung, Angaben zu den Fiber-To-The-Home-Anschlüssen (FTTH) der Telekom zu machen.

Der Etikettenschwindel der Deutschen Telekom

Höttges sagte seinerzeit dazu nur: “Ich werde mich an der sinnfreien Diskussion über gute oder schlechte Glasfasertechnologie nicht beteiligen.”

Der Grund der Nachfrage eines Journalisten: Die Telekom hatte in ihrem Geschäftsbericht schon wieder VDSL (FTTC – Fiber To The Curb), Vectoring (FTTC) und FTTH (Fiber To The Home) zusammengerechnet und als Glasfaser-Anschlüsse ausgewiesen.

So macht man mit einem Zaubertrick aus langsamen Kupferkabeln in konkurrenzausschließender Vectoring-Technologie echte Glasfaseranschlüsse – allerdings nur auf dem Papier…

Was interessiert uns unser Geschwätz von gestern…

Jetzt ist offenbar der Wandel gekommen: Der Konzern musste seinen Widerstand gegen den FTTH-Ausbau aufgeben, und die Unterscheidung zwischen FTTC (Glasfaser nur bis zum Verteilerkasten) und FTTH (Glasfaser bis ins Haus) macht plötzlich wieder Sinn.

Im Mai dieses Jahres hat Höttges auf der Hauptversammlung der Telekom erstmals konkrete Zusagen zu FTTH gemacht: “Ab 2021 wird die Telekom jedes Jahr rund zwei Millionen Haushalte direkt mit Glasfaser anschließen. Wenn die Politik den richtigen Rahmen setzt.” Bis dato hatte das Telekom-Management ja immer wieder erklärt, auf lange Jahre brauche niemand höhere Datenraten, als durch Vectoring erzeugt werden können – Fake News erster Güte!

Es wurde sogar noch besser: Drei Monate später war sogar dieses neues Ziel nicht mehr hoch genug gesteckt: Der versprochene massive Ausbau von FTTH starte nicht erst 2021, sagte Finanzvorstand Thomas Dannenfeldt im August 2018. “Ich glaube, es gibt insgesamt ein Missverständnis mit der Schlagzahl ‘2021 – zwei Millionen’. Es ist nicht so, dass wir bis 2021 warten und erst dann anfangen.”

Aktuell geht es bei dem Staatskonzern Schlag auf Schlag mit Glasfaseranschlüssen bis ins Haus. Auch Kooperationen mit Wettbewerbern sind nicht mehr tabu.

Allerdings müssen noch ungefähr eine Million Kilometer Kabel verlegt werden, und zwar in fast jeder Straße und durch fast jeden Vorgarten, kommentierte Bikom-Chef Achim Berg im September. Zum Vergleich die Zielvorstellung der Telekomiker: Die Telekom will im Jahr 2018 insgesamt rund 60.000 km Glasfaser verlegen. Zweifel sind da nicht unrealistisch…