Der Onlinehandel treibt manchmal heftige Blüten. Ein Beispiel dafür ist der Handel mit limitierten Sneakers (früher: Turnschuhe), die durch Einsatz von Bots in Millisekunden bei ordentlichen Sneaker-, Sport- oder Skatershops automatisch gekauft werden, was einen kleineren Shop genauso trifft, wie ein mehrere Tage laufender Denial of Service (DoS)-Angriff.
Sind die Turnschuhe dann überall vergriffen, bieten die Herren der Bots ihre “Beute” zum Vielfachen des Preises online an.
Das Problem sind Bots, die in Millisekunden zuschlagen
Ein betroffener kleiner Schuhhändler mit einem Skaterladen in Frankfurt schildert sein Problem in einem Interview beim SoloSkateMag wie folgt:
„Also da gibt es diesen Schuh, der ist auf Stückzahl X limitiert und dann spielen manche einfach unfair und benutzen Bots und vor allem gibt es Einige die sagen: „Ich will zehn haben und verkauf die für den dreifachen Preis weiter.“ Da existiert ja ein richtiges Business mit Shops, die keinen einzige Account von irgendeiner Marke haben, aber trotzdem die ganzen Sachen und die zu horrenden Preisen verkaufen. Und bei uns war halt das Ding… Wir hatten irgendwie 700.000 Aufrufe in der Minute. Welcher Server soll damit klarkommen?“
Man könnte 700.000 Aufrufe pro Minute schon als eine Art Distributed Denial of Service (DDoS)-Angriff bezeichnen, denn in der Wirkung sind beide gleich: Der Shop wird unerreichbar.
Die Lösung: Fotos von Schuhen statt Schuhe anbieten
Und der Mann fand eine funktionierende Lösung! Der Inhaber des Skaterladens Bonkers Martin Schreiber hat eine funktionierende Strategie entwickelt, um Bots und automatischen Scripts bei Onlinekäufen ihre Grenzen aufzuzeigen.
Statt der gefragten Nike-Schuhe hat er nur deren Produktbilder zum Preis von 10 Euro pro Stück online gestellt – inklusive korrekter, passender Beschreibung. Und die relativ tumb programmierten Bots haben diese Fotos der Sneakers trotzdem tausendfach automatisch bestellt.
Mehrere Käufer haben sogar mehrere Bilder der Produkte gekauft – 70 Euro für je sieben Bilder. Unter ihnen war auch eine Person, die 100 Bestellungen aufgegeben hatte und damit 7.000 Euro für Sneaker-Fotos ausgegeben hat.
Beschwerden und Stornoanträge per Paypal folgten auf dem Fuss, aber Paypal erstattete den Preis nicht, weil die Produktbeschreibung nicht irreführend gewesen sei.
Die betrogenen Betrüger
Schließlich habe der Produkttitel eindeutig darauf hingewiesen, dass hier Bilder von Schuhen und nicht etwa die Schuhe selbst angeboten wurden. “Aber das erkennt so ein Bot natürlich nicht”, sagt Schreiber. Einigen einsichtigen Personen habe er das Geld sogar in Form eines Gutscheines zurückerstattet…