Berlins Datenschutzbeauftragte Maja Smoltczyk will die vom Internethändler Zalando eingesetzte Software zur gegenseitigen Bewertung von Mitarbeitern „Zonar“ nach viel öffentlicher Kritik in den Medien jetzt prüfen.
Diese Prüfung werde datenschutzrechtliche und technische Aspekte des Einsatzes der Software umfassen, gab eine Behördensprecherin gestern bekannt.
Die Nutzung von Zonar soll ausgesetzt werden
Außerdem sei dem Unternehmen empfohlen worden, diese Software vorläufig nicht mehr zu nutzen. “Dabei handelt es sich um eine unverbindliche Empfehlung, die das Unternehmen nicht verpflichtet”, sagte die Sprecherin. Weil es sich um ein noch laufendes Verfahren handele, könnten noch keine näheren Details zu dem Vorgang genannt werden.
In der letzten Woche ist eine Studie bekanntgeworden, die eine von Zalando selbst entwickelte und seit fast vier Jahren eingesetzte Personalsoftware untersuchte. Mit Zonar beurteilen Vorgesetzte und Beschäftigte umfassend die Stärken und Schwächen ihrer ca. 5.000 Kollegen.
Die Probleme der “Stasi-Software”
Damit erzeuge Europas größter Online-Modehändler ein Gefühl von Überwachung, Leistungsdruck und Stress, sagten die beiden Forscher Philipp Staab und Sascha-Christopher Geschke von der Berliner Humboldt-Uni in einer Studie, die im Auftrag der Hanns-Böckler-Stiftung (PDF) erstellt wurde.
Auf diese Weise drücke der Konzern die Löhne der Mitarbeiter und schaffe ein Klima der Angst, in dem ganz besonders befristet Beschäftigte um ihren Arbeitsplatz fürchteten. Die Software „Zonar“ lasse sich “am besten als ein sozio-technisches System zur Herstellung und Legitimierung betrieblicher Ungleichheit beschreiben”.
Zalando antwortet mit einem Image-Video im Werbefernsehen
Natürlich wies Zalando die Vorwürfe zurück – und pflastert aktuell die Fernsehbildschirme mit einer Image-Kampagne zu, in der Mitarbeiter von Zalando vor laufender Kamera bezeugen müssen, wie gerne sie bei dem Onlinehändler arbeiten und dass sie sich gut behandelt und bezahlt fühlen.
Nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung wird die Überprüfung voraussichtlich “nicht vor Beginn des nächsten Jahres abgeschlossen” sein. Die Behörde entsendet Prüfer in das Unternehmen, um eine gründliche Untersuchung durchzuführen. Letztlich entscheide die Datenschutzbeauftragte, ob Zonar mit dem Datenschutz vereinbar sei oder ob das „Stasi-Programm“ sogar verboten werden müsse.