Der im Gesetz zur “Digitalisierung der Energiewende” 2016 festgelegte Einbau intelligenter Stromzähler ist seit Freitag Pflicht. Vorgestern hat das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) den letzten erforderlichen formellen Schritt dazu mit einer sogenannten Markterklärung getan.
In der Erklärung stellte das BSI fest, dass mit den Unternehmen Power Plus Communications, Sagemcom Dr. Neuhaus und EMH Metering drei voneinander unabhängige Unternehmen diese intelligenten Messsysteme am Markt anbieten, die die gesetzlichen Anforderungen auch einhalten.
Ab 6000 kWh ist der Einbau Pflicht
Die deshalb ab sofort greifende Auflage betrifft erst einmal nur Haushalte mit einem Jahresstromverbrauch von über 6.000 kWh, was normalerweise nur größere Haushalte ab fünf oder sechs Personen erreichen dürften.
Allerdings sind Smartmeter sind auch dann vorgeschrieben, wenn:
- Solaranlagen mit einer Leistung ab sieben kW bis 100 kW installierter Leistung Strom erzeugen
- Verbraucher ein verringertes Netzentgelt für eine Wärmepumpe oder eine Nachtspeicherheizung zahlen
- Verbraucher über eigene Ladepunkte für Elektromobile verfügen.
Der Messstellenbetreiber oder der Vermieter können aber auch in Eigeninitiative bei Haushalten mit einem Jahresverbrauch unter der festgelegten Grenze von 6.000 kWh Smartmeter installieren.
Ein teurer Spaß inklusive Datenklau
Für die schlauen Zähler können die Energieunternehmen den Kunden bis zu 100 Euro im Jahr zusätzlich in Rechnung stellen. Der Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) befürchtet, dass viele Konsumenten auf diesen Zusatzkosten sitzen bleiben, weil sie im Gegenzug dazu keine variablen Tarife angeboten bekommen, wodurch auch fraglich ist, wie ein „Normalhaushalt“ diese Kosten jemals wieder herausholen soll.
Diese auch Smartmeter genannten intelligenten Messsysteme bestehen aus zwei Elementen: dem digitalen Stromzähler und einem Kommunikationsmodul, das die Übertragung der ermittelten Verbräuche gestattet. Das intelligente Messsystem ermittelt also nicht nur den Stromverbrauch, sondern speichert und verarbeitet die Daten. Dabei betreibt und wartet der Messstellenbetreiber (das Unternehmen, das die neuen Stromzähler einbaut) die Geräte und übermittelt die Daten unter anderem an den Stromversorger und den Netzbetreiber.
Damit gibt es in Zukunft nach Smartphone, Tischlautsprecher und Auto einen weiteren Spion in den Haushalten, der durchaus intime Daten der Bewohner abzieht, und für den die Ausspionierten dann auch noch immer wieder bezahlen müssen!
Manche nennen sie auch “Spionagezähler”
Leider sind die Smart Meter der ersten Generation technisch nicht in der Lage, etwa Solaranlagen oder Ladestationen für E-Fahrzeuge je nach Netzauslastung automatisch zu steuern. Deshalb hält sich der Mehrwert für Haushalte mit solchen Einrichtungen auch nur in sehr engen Grenzen. Aus diesem Grund ruft die Piratenpartei schon seit Längerem zum Widerstand gegen die “Zwangsbeglückung” von privaten Verbrauchern mit “Spionagezählern” auf.
“Intelligente Messsysteme sind die Schlüsseltechnologie für die Digitalisierung der Energiewende”, wirbt hingegen das Bundeswirtschaftsministerium für die Technik. “Sie versorgen die Akteure – vom Netzbetreiber über den Stromlieferanten bis zum Verbraucher – mit den Informationen zu Erzeugung und Verbrauch, die sie benötigen.” Mit dieser Hilfe könnten die Stromnetze in Zukunft intelligent gesteuert und effizienter genutzt werden. Naja – Papier war schon immer geduldig…