Erinnern Sie sich noch, was Bundeskanzlerin Merkel seinerzeit zum Abhören unter Freunden sagte, als ihr Handy von US-Geheimdiensten abgehört wurde? “Ausspähen unter Freunden, das geht gar nicht!“ Schon damals (2014) hatte ihr der frühere CIA-Chef Peter Goss Scheinheiligkeit vorgeworfen – und jetzt wissen wir auch, warum.

Bundesnachrichtendienst hörte 130 Staaten ab

Unter dem Licht neuer Erkenntnisse einer Recherchegemeinschaft von ZDF, der Washington Post und des Schweizer Fernsehens unter Berufung auf bisher geheime Unterlagen, in denen diese “wahrscheinlich wichtigste Geheimdienstoperation der Geschichte” zusammenfassend beschrieben wird zeigt sich:

CIA und BND haben über Jahrzehnte hinweg über einen heimlich übernommenen Schweizer Chiffriermaschinenhersteller Hintertüren in Verschlüsselungsgeräte für Regierungen in aller Welt eingebaut und diese dann abgehört. Der Bundesnachrichtendienst nannte die Aktion „Operation Rubikon“.

Die beiden Geheimdienste BND und CIA kauften Anfang der 1970er Jahre die Schweizer Crypto AG, den Weltmarktführer für Krypto-Equipment und konnten durch manipulierte Algorithmen die verschlüsselte Kommunikation von 130 Staaten abhören, zu denen auch europäische Verbündete gehörten.

Die deutschen Schlapphüte wollten Kohle machen

Bei der Aktion Rubikon war der BND auch sehr stark daran interessiert gewesen, mit dem Verkauf der Crypto-Maschinen möglichst viel Geld zu verdienen, das er ohne Kontrolle durch den Haushaltsausschuss des Bundestags und den Bundesrechnungshof in seine eigene Kasse fließen ließ. Der CIA musste angeblich den deutschen Kooperationspartner immer wieder daran erinnern, dass es sich bei Rubikon um eine Geheimdienstoperation und nicht um eine Aktion handele, mit der Geld verdient werden sollte.

Der BND soll dann 1993 aus der Crypto AG wieder ausgestiegen sein und seine Anteile für 17 Millionen US-Dollar verkauft haben. Die CIA soll aber erst in den Jahren 2017/2018 die Firma wieder verkauft haben. Dabei soll die CIA 50 bis 70 Millionen Dollar verdient haben.

Foto: Sprachverschlüsseler Crypto AG, Kecko, CC BY-SA 2.0