Vertriebspartner von Avira werden derzeit per Email über eine frühzeitige Abkündigung von Aviras Business-Sicherheitsprodukten informiert: Lizenzen, die eigentlich erst im Laufe des Jahres 2022 ablaufen sollten, verfallen demnach zum 1. Januar 2022. Darüber hinaus sollen alle bestehenden Partnerverträge gekündigt und das B2B-Business bis Ende dieses Jahres komplett eingestellt werden.

Lizenzgültigkeit einfach verkürzt

Per Email ließ der Virenschutzhersteller Avira seine Geschäftskunden wissen: “Wir möchten Sie darüber informieren, dass wir das Avira B2B Business zum 31.12.2020 einstellen und die entsprechenden Abteilungen Aviras zu diesem Zeitpunkt schließen werden.“

Zum 31. Dezember 2021 Dabei kündigte das Unternehmen die Lizenzen ohne Berücksichtigung der eigentlichen Laufzeit) und den Support für folgende Produkte jetzt ab:

  • Avira Antivirus Pro Business Edition
  • Avira Antivirus for Server
  • Avira Antivirus for Endpoint
  • Avira Antivirus for Small Business
  • Avira Exchange Security

Die aufgeführten Produkte verlieren am 1. Januar 2022 sowohl den Support als auch ihre Funktion, und das völlig unabhängig von der ursprünglich festgesetzten Laufzeit.

In dieser Email weist der Herstelle außerdem darauf hin, dass Interessenten noch bis zum 30.11.2020 Lizenzen mit maximal einem Jahr Laufzeit über das PartnerNet und das Channel Partner Team erworben werden können. Auch Lizenzverlängerungen für vorhandene Produkte der Kunden sollen bis hin zum 31. Dezember 2021 noch möglich sein.

So kündigt man einen Vertrauensbruch an

Ob wirklich noch irgendwelche Partner oder gar Endkunden nach dieser unerwarteten und nicht unbedingt vertrauensfördernden Abkündigung noch weitere Lizenzkäufe und -verlängerungen ins Auge fassen, muss man doch sehr bezweifeln – die müssten ja mit dem Klammerbeutel gepudert sein…

Allerdings kommt das plötzliche Supportende nicht völlig unerwartet, denn schon seit einiger Zeit gab es Indizien dafür. So waren beispielsweise Neuregistrierungen für Vertriebspartner über das Channel-Partnerprogramm nicht mehr möglich.

Der Windows Defender macht es AV-Herstellern schwer

Im April dieses Jahres hatte Avira seine Übernahme durch den bahrainischen Investor “Investcorp” bekanntgegeben. Wie Avira macht der starke Marktwandel auch anderen AV-Softwareunternehmen Probleme, die unter anderem durch den mittlerweile ziemlich guten Virenschutz des mit Windows 10 vorinstallierten Schutzprogramms Defender bedingt ist.

Sie müssen jetzt neue Geschäftsmodelle finden und dabei auch in den Wettbewerb mit jungen, innovativen Firmen gehen.

Schon vor Avira ließ sich auch der Hersteller Symantec teilweise aufkaufen: Die Firma Broadcom aus den USA übernahm Ende November 2019 Symantecs Business-Sparte mit Antivirus- und Sicherheitsprodukten für Firmen für 10,7 Milliarden US-Dollar.

Das führte zu einem massiven Stellenabbau, und unbestätigte Gerüchte zu “massenhaft Kündigungen” machten bei Symantec Schweiz die Runde. Auch die Erreichbarkeit des Supports war nicht mehr akzeptabel und es gab massive Verzögerungen beim Ausstellen von Softwarelizenzen.

Avira plant Rückerstattungen

Avira schreibt dazu:

“Wie derzeit unseren Partnern mitgeteilt wird, werden Kunden, die davon betroffen sind, Rückerstattungen gewährt. Für Kunden und/oder Partner mit Lizenzen, die über das Service-Enddatum hinausgehen, besteht die Möglichkeit, Rückerstattungen entweder per Migration zu Avira Prime oder per Geldrückerstattung zu erhalten.”

Kunden können Fragen per Email an den Business-Support stellen. Der online abzurufende Avira Produkt-Lifecycle wurde ebenfalls angepasst. Ursprünglich war hier als End of Life für die Mehrzahl der Produkte noch der 11. November 2022 genannt.

“Die Entscheidung, unsere Geschäftslösungen auslaufen zu lassen, ist seit Anfang 2019 in Arbeit. Sie wurde in keiner Weise von unserem geschäftlichen Verhältnis zu Investcorp beeinflusst(…)”, unterstreicht Avira. Das Unternehmen wolle sich in Zukunft voll auf Lösungen für Endkunden und OEMs konzentrieren.