Unter Browser-Fingerprinting (auch: Geräte-Fingerabdruck oder Online-Fingerabdruck) versteht man nicht etwa das Nehmen des Fingerabdrucks von einem Computerbenutzer, sondern das Ermitteln eines „technischen“ Fingerabdrucks des zum Surfen benutzten Rechners– egal ob PC, Laptop, Tablet oder Smartphone.

Instrumente des Fingerprintings sind Tracking-Techniken, die Webseiten benutzen, um Informationen über ihren Rechner und damit letztlich auch über dessen Benutzer zu sammeln.

Fingerprinting erkennt Nutzer durch die Hintertür

Zu dem Zweck arbeiten im Hintergrund Skripte, die viele Informationen über Ihr Gerät und Ihren Browser identifizieren können. Fügt man all diese Informationen zusammen, ergibt sich ein einzigartiger Online-Fingerabdruck von Ihnen selbst. Damit Fingerabdruck kann man Benutzer identifizieren, selbst dann, wenn verschiedene Browser benutzt werden.

Fast jeder Surfer lässt sich identifizieren

Die Fingerprinting-Skripte sind in der Lage, viel über Sie und Ihr Online-Verhalten herauszufinden, zum Beispiel das Betriebssystem des Rechners, Ihren Browser, die auf Ihrem Gerät installierte Software, die Zeitzone, in der Sie sich befinden, die Sprache, in der Sie lesen, ob Sie einen Werbeblocker verwenden, die Auflösung und Farbtiefe Ihres Bildschirms, sämtliche von Ihnen installierten Browsererweiterungen und weitere noch detailliertere technische Spezifikationen Ihrer Grafikkarte, von Treibern und noch mehr.

Ähnlicher funktioniert auch das Browser-Fingerprinting, um zu erreichen, dass man Sie aus einer anonymen Masse von Surfern zuverlässig identifizieren kann – selbst aus Millionen Internetnutzern und Milliarden Geräten.

Die Trefferquote dabei ist erstaunlich bis verblüffend: Benutzer lassen sich nach Angaben der Sicherheitsfirma Avast zu bis zu 99 Prozent identifizieren.

Die böse Schwester der Tracking-Cookies

Der digitale Fingerabdruck ist vielen Nutzern noch kein Begriff – und hat so einiges mit den bekannteren Tracking-Cookies zu tun, auf die beim Aufruf der meisten Internetseiten hingewiesen wird.

Doch es gibt einen gravierenden Unterschied: Cookies sind in der Europäischen Union (EU) reguliert, und das führt dazu, dass Webseiten Sie benachrichtigen und Ihre Erlaubnis zur Nutzung einholen müssen. Das sind diese nervenden und häufig so trickreich programmierten Cookie-Dialoge, die die Surfer seit langer Zeit dermaßen nerven, dass viele Benutzer aufgeben und freiwillig eine Generalerlaubnis ohne jede Eingrenzung geben – was dann wieder Datenschützer und Behörden auf den Plan ruft…

Bei digitalen Fingerabdrücken ist das alles nicht der Fall, denn der erfasst Ihre persönliche Daten still und heimlich – und vor allem ohne Ihr Wissen oder gar Ihre Zustimmung.

Es besteht dabei keine Möglichkeit zur Löschung, und leider sind Browser-Fingerprinting-Skripte auch nicht von anderen Skripten zu unterscheiden, welche absolut nötig sind, um die Funktion einer Website zu gewährleisten.

Zusammengefasst zeichnen die Informationen aus Ihren Surfaktivitäten ein klares, fast eindeutiges Bild von Ihnen: Online-Verlauf, Vorlieben, Hobbys und selbst Ihrer Lebensumstände lassen sich herausfinden – sogar dann, wenn Sie bei einer Webseite gar nicht angemeldet sind oder sogar den Inkognito-Modus (bzw. privates Surfen) Ihres Browsers dabei benutzen.

Perfekte Daten für die Broker

Datenbroker  kombinieren Offline-Informationen (aus öffentlichen Aufzeichnungen, Offline-Kundenkarten und sonstigen Quellen) mit den durch Browser-Fingerprinting gewonnenen Online-Informationen und schaffen damit ein voll verwertbares Profil. Dann vermarkten die Datenhändler diese gesammelten Informationen und verkaufen sie letztlich meist an Werbetreibende.

Browser-Fingerprinting ist kaum zu stoppen

Die Technik des Browser-Fingerprinting ist eine dermaßen heimtückische und allgegenwärtige Tracking-Technik, dass Ihr persönlicher Fingerabdruck selbst dann identifiziert werden kann, wenn Sie alle üblichen Datenschutz-Tricks nutzen.

Weder das Surfen im Inkognito-Modus oder das Löschen von Cookies und Suchverlauf, noch nicht einmal die Nutzung eines Werbeblockers oder eines VPNs können den Browser-Fingerabdruck wirklich verhindern.

Selbst Anti-Tracking-Software, wie sie zum Beispiel auch Avast anbietet, kann Ihre Online-Aktivitäten nur etwas verschleiern, damit Webseitenbetreiber Ihre Identität nicht mehr ganz präzise erkennen können.

Browser mit Anti-Fingerabdruck-Funktionen

Es kann etwas helfen, einen Browser zu benutzen, der einen integrierten Anti-Fingerabdruck-Schutz aufweist. Weil immer mehr Webseitenbetreiber Online-Fingerabdrücke nutzen, wehren sich nämlich inzwischen schon manche Browser mit verschiedenen Anti-Fingerabdruck-Maßnahmen.

So verallgemeinert der anonyme Browser Tor die Benutzer, während der Browser Brave mit Randomisierung arbeitet und Mozillas Firefox sogar versucht, manche der Fingerabdruck-Skripte zu blockieren.

Der Erfolg ist aber auch hier eher mäßig zu nennen…