Im autokratischen Russland findet sich die zweitgrößte Nutzergruppe des Anonymisierungs-Browsers Tor der Welt. Jetzt blockiert aber die russische Medienaufsicht schrittweise den Zugang zum Tor-Netzwerk. Dadurch werden auch Journalisten weiter eingeschränkt.
Aktuell geht Russlands Kommunikations- und Medienaufsichtsbehörde Roskomnadsor sehr massiv gegen das Tor-Netzwerk vor. Am vergangenen Dienstag setzte das Amt die Internetseite des Anonymisierungsdienstes auf seine schwarze Liste, so dass die Internet-Zugangsanbieter im Lande den Zugang zum Tor-Netz sperren müssen.
Eine Vorbereitung zur Invasion der Ukraine?
Viele sehen hier nicht nur die üblichen Versuche in autoritären Staaten, die freie Kommunikation der Menschen zuz behindern, sondern auch einen Zusammenhang mit den an der Grenze zur Ukraine zusammengezogenen über 100.000 Soldaten, von denen man eine Invasion der Ukraine befürchtet.
Das hinter dem Anonymisierungsdienst stehende Tor-Projekt stand bisher vor allem Menschenrechtlern, Journalisten und Aktivisten vor Ort zur Verfügung, die sich damit selbst online zu schützen versuchten. Das ist jetzt aber wohl Geschichte…
Mit Blacklisting und Löschbefehlen gegen das Tor-Netzwerk
An demselben Tag haben die Projektmacher in Russland nach eigenen Angaben auch eine Email von Roskomnadsor erhalten, die sie aufforderte, nicht näher spezifizierte “verbotene” rechtswidrige Inhalte auf der Internetsseite und auch im Tor-Netz zu löschen.
Schon seit dem 1. Dezember erhielt das Tor-Projekt immer mehr Emails von Nutzern, die Probleme mit dem Zugang zu dem Anonymisierungsdienst meldeten. Gleichzeitig stellten Mitarbeiter der Zensurbeobachtungsstelle Open Observatory of Network Interference (OONI) Anzeichen dafür fest, dass jetzt offenbar russische Provider das Netzwerk blockieren.