Vor ziemlich genau einem Jahr wollten Spitzenbeamte aus dem Bundesjustizministerium das Ablehnen der unbeliebten kleinen, von den Internetservern auf den Rechner des Besuchers geschriebenen Textdateien (der sogenannten Cookies) für Nutzer in Zukunft einfacher machen und den Klick-Wahnsinn beim Aufruf von Internetseiten beenden.

Es war aber nicht etwa ein neues Gesetz geplant, sondern ein neues Gremium von Psychologen und Ökonomen, sagte der zuständige Staatssekretär Christian Kastrop damals der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Getan hat sich in der Sache aber bisher gar nichts…

Wie das Problem nicht gelöst werden kann

Also wollte dieser lustige Mann im Grunde nichts ändern, sondern nur ein paar Pöstchen in einem Kompetenzzentrum schaffen. Das ergibt dann so an die 20-50 neue Stellen, deren Inhaber dann intensiv ausarbeiten, dass Verbraucher zwar eigentlich lieber weniger Cookies wollen, aber letztlich doch schnell alles wegklicken. Und auf dieser Basis passiert dann letztlich… nichts!

Die Hoffnung, dass die Psychologen dermaßen geniale Argumente finden, dass alle Werbeleute sich an den Kopf schlagen und sich fragen, warum sie nicht sofort eingesehen haben, dass diese Cookie-Wegelagerei (auch als Nudging bzw. libertärer Paternalismus bekannt) nicht im Sinne der Benutzer sein kann, hat sich wie zu erwarten nicht erfüllt. Dabei sind vernünftige Lösungen durchaus denkbar.

Wie das Problem gelöst werden kann

Diese Cookies haben eine 1 : n Beziehung, also eine Internetseite hat viele, viele User, die sie aufrufen. Ein solches Problem löst man nicht dadurch, dass Tausende von Webseiten  den einen Surfer bei jedem Aufruf fragen, was er in Sachen Cookies gerne hätte, sondern dadurch, daß der eine User den Webseiten sagt, ob und wie er seine Cookies haben möchte.

Und richtig, wer hätte das gedacht, das ließe sich ganz einfach im Browser machen, denn der speichert die Cookies ja auch auf der Festplatte des Besucherrechners. Also sollte man doch Firefox, Chrome, Microsoft, Apple, Opera und Co. dazu verdonnern, eine entsprechende Auswahl beispielsweise mit vier Optionen in Ihre Browser einzubauen.

  • nehme alle Cookies
  • will gar keine Cookies
  • will Cookies nur von der Seite, auf der ich bin und nicht von Drittanbietern
  • für Seiten x, y und z mach ich Ausnahmen

Sanktionen für Verweigerer

Und wenn etwa Google mit Chrome oder andere Browserhersteller das so nicht wollen, weil sich mit den Adsense-Cookies und Analytics-Cookies richtig Geld verdienen lässt, sollte man solche Browser verbieten, weil sie nach dem neuen Gesetz wettbewerbswidrig bzw. datenschutzfeindlich sind.

Die Lehre, die man aus einem Jahr Cookie-Stillstand generell ziehen sollte, ist, verbraucherfreundliche Gesetze von Leuten machen lassen, die sich mit der Materie auskennen und die nicht von Politikern oder von der Werbeindustrie bezahlt werden. Dann wäre das alles recht einfach und auch völlig unkompliziert.

Dummerweise kann das aber im Zeitalter des globalen Überwachungskapitalismus mit von der Wirtschaftslobby gesteuerten und den Bürgern inzwischen völlig entfremdeten Parteien natürlich nichts werden – und wäre es noch so einfach für den Benutzer.

Mein Fazit: Die Politiker haben nun einmal andere Interessen, als das Problem mit den Cookies wirklich im Sinne der Verbraucher zu lösen, sondern vertreten lieber die Interessen der Wirtschaft. Kein Wunder – wer will schon auf Parteispenden verzichten?