Baikal Electronics entwickelte ARM-Prozessoren, und von Russlands bestem Mikroprozessorchip aller Zeiten gibt es jetzt keine Chips mehr, sondern nur noch Fotos auf Flickr. Gefertigt werden können die Chips von Russland nicht mehr.
Bilder zeigen den Aufbau des S1000 mit 48 Kernen
Der S1000 war die Erfolgsmeldung für das russische Unternehmen Baikal Electronics: Ende 2021 konnte es den erfolgreichen Tape-out seines BE-S1000 mit 48 ARM-Kernen verkünden.
Jetzt musste der Prozessor aber schon eingestellt werden, denn nach Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine weigerte sich TSMC, den Prozessor auch zu fertigen.
Auf der Plattform Flickr hat der Benutzer Fritzchens Fritz Bilder des Baikal-Prozessors veröffentlicht – sozusagen einen Abgesang für den wohl für lange Zeit letzten modernen, in Russland entworfenen Prozessor.
Wer ist Fritzchen Fritz?
Fritzchens Fritz demontiert regelmäßig Prozessoren und fotografiert deren Dies. Aus Russland erhielt er gleich mehrere der für den russischen Markt gedachten Prozessoren, die es mit Xeons der Skylake-Generation oder AMDs Zen-1-Epycs aufnehmen können sollen.
Das zeigen auf Twitter veröffentlichte Benchmark-Ergebnisse, die angeblich von Baikal Electronics stammen sollen. Auf den Fotos sind viele Details des inneren Aufbaus erkennbar,und der Twitter-Nutzer Locuza markierte darauf die einzelnen Funktionseinheiten.
Der BE-S1000: Wunsch und Wirklichkeit
Eigentlich sollte der BE-S1000 schon 2022 auf den Markt kommen. Damit wäre er dann zwar auch nicht mehr konkurrenzfähig gewesen, aber das Ziel des Entwurfs war ja auch nicht die Konkurrenz zu etablierten x86- oder ARM-Prozessoren, sondern mehr Unabhängigkeit für Russland. Es wurde bei Baikal Electronics ja auch schon an einem Nachfolger namens Baikal-S2 gearbeitet.
In dem S2 sollten 128 Neoverse-N2-Kerne von ARM arbeiten, gefertigt werden sollte der Chip in einem 6-nm-Prozess. Daraus wird nun aber aus mehreren Gründen nichts: ARM hat inzwischen alle Lizenzen russischer Kunden gekündigt, die für den S2 vorgesehene Taktfrequenz von über 3 GHz liegt um mehr als das Hundertfache über dem, was Taiwan noch nach Russland exportiert: Bei 25 MHz kommt das Ende der Fahnenstange…