SAP hat die ersten Bilder der Benutzeroberfläche der nationalen Tracing-Anwendung (Corona-App) jetzt veröffentlicht. Der Quellcode des “Mobile Client” zur Risikoermittlung für die Android- und die iOS-Version steht auch schon auf der Plattform Github bereit.
Am letzten Freitag hat SAP, das die Corona-App federführend zusammen mit der Deutschen Telekom entwickelt, einen ersten Blick auf die grafische Benutzeroberfläche mit dem Layout und den damit verknüpften Hinweisen zur Gestaltung der Basisfunktionen des Programms vorgestellt.
Daten über riskante Begegnungen
Der Begrüßungsschirm mit der Schlagzeile “Gemeinsam Corona bekämpfen” ist nach den Screenshots übersichtlich und klassisch in schwarzer Schrift auf weißem Grund gehalten, Navigationselemente kopmmen in Blau daher, dazu kommt eine kleine Grafik.
Die eigentliche Corona-App in Form des “Mobile Client“, dessen Quellcode SAP “über das Wochenende” auf der GitHub-Projektseite bereitstellen wollte, soll unter anderem dafür genutzt werden, um für die Benutzer eine persönliche “Risikostufe für eine Infektion zu ermitteln”.
Neben dieser Grundfunktion soll der Anwender auch darüber informiert werden, dass er sich in der Vergangenheit in der Nähe von infizierten Personen aufgehalten hat. Bei “niedrigem Risiko” sind einschlägige Hinweise in weißer Schrift auf grünem Hintergrund gehalten. Das soll heißen: “Bisher keine Risiko-Begegnung”. Hinzu kommen allgemeine Hygiene- und Schutzhinweise. Entsprechende Bilder zum weiteren Verlauf der potenziellen Farbampel wurden bisher noch nicht veröffentlicht.
Deutsch und Englisch, später auch noch Türkisch
Die erste veröffentlichte Version solle zunächst auf Deutsch und Englisch zu haben sein. Weitere Sprachen wie Türkisch sollen dann noch folgen.
Allerdings sehen viele Menschen, insbesondere Fachleute, den Nutzen dieser App nicht wirklich. Das liegt im Wesentlichen an der mangelnden Genauigkeit von GPS und Bluetooth und an der mangelnden Fähigkeit dieser Technologien, Wände und Trennwände zu erkennen:
Denkfehler der Corona-App-Projekte:
- Die App produziere technisch bedingt jede Menge Falsch-Positive, also Infektionen, die gar nicht stattgefunden haben.
- Das Gleiche gelte für Falsch-Negative, also Infektionen, die unerkannt bleiben. Ein Grund dafür sei, dass GPS und Bluetooth schlicht zu ungenau seien, um jeden Kontakt zu erfassen.
- Auch erkenne die App Wände oder Trennwände nicht, die vor einer Infektion schützen.
- Die App gehe von einer Übertragungsrate von 100 Prozent aus, aber nicht jeder Kontakt führe automatisch zu einer Infektion.
Abgesehen davon ist es schon jetzt etwas zu spät geworden, damit die App einen dem Aufwand entsprechenden Nutzen zu liefern. Sie soll frühestens in zwei Wochen herauskommen, aber bis eine ausreichende Zahl von Mensche für zumindest etwas hilfreiche Näherungskontrolle die App wirklich nutzt, dürfte noch deutlich mehr Zeit vergehen – wenn es überhaupt dazu kommt!